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Großglockner Berglauf 2015 - ein persönlicher Laufbericht

Zur Abwechslung gibt es hier diesmal einen persönlichen Bericht von meiner Teilnahme beim Großglockner Berglauf "Der Mythos" am 19. Juli 2015. Ich hoffe damit ein paar Eindrücke von meiner ersten Teilnahme an dieser größten Berglaufveranstaltung Österreichs an interessierte Leser vermitteln zu können.

Zuerst ein paar harte Fakten: der Großglockner Berglauf besticht einerseits durch seine Strecke - knapp über 13 Kilometer (offiziell ist teilweise eine etwas kürzere Distanz angegeben, aber selbst die Kilometer-Schilder an der Strecke beginnen bei 13km...) und ein Gesamtanstieg über 1494 Höhenmeter (Streckenprofil). Die Strecke führt vom Ortszentrum von Heiligenblut über Wanderwege (nicht auf der Hochalpenstraße wie manche vermuten würden!) auf die Franz-Josefs-Höhe oberhalb des berühmten Gletschers - der Pasterze.
Zweitens das Teilnehmerfeld: 1200 Berglauf-Teilnehmer aus 27 Nationen, der Lauf war heuer zum ersten Mal in seiner Geschichte ausverkauft und das bereits im März.

Start war am Sonntag um 9:30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein, inmitten der 2. Juli-Hitzewelle, die sogar in Heiligenblut auf 1247m Höhe als auch im Ziel in 2370m mehr als spürbar war.

Die Stimmung im Startblock war genial, so etwas habe ich noch bei keinem Lauf zuvor erlebt. Sie war gekennzeichnet von Anspannung bis in die Haarspitzen, Vorfreude, Nervosität,... - und das alles vom (sehr guten) Moderator bis zum Höhepunkt - dem gemeinsam heruntergezählten Countdown zum Start - getrieben. Im Blickfeld geradeaus thront er - der höchste Berg Österreichs, der Großglockner. Kitschiges Panorama. Letzte Zweifel kommen auf - waren die vielen Trainingsläufe auf die diversen Böhmerwald-"Hausberge" ausreichend? Der Plöckenstein zum Beispiel ist ja in seiner gesamten Höhe vom Meeresspiegel aus gerechnet niedriger als der Gesamtanstieg bei diesem Rennen... Egal, keine Zeit mehr für solche Gedanken, soeben schlendert auch Österreichs Berglauf-Star Andrea Mayr an mir vorbei zum Start, wirkt auch nicht mehr ganz locker - in dieser Liga sagen wir besser hochkonzentriert.

Der Start erfolgt in 3 Wellen/Blöcken mit jeweils 10 Minuten Abstand um Staus auf der Strecke zu vermeiden. Ich darf gleich im ersten Block starten (Basis ist die Großglockner-Berglauf bzw. Halbmarathon-Bestzeit), gemeinsam mit den Spitzenläufern und den Glockner-Heroes (das sind die 100 bestplatzierten Läuferinnen und Läufer aus dem Vorjahr).

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Nach dem Startschuss geht es vorerst eher flach, leicht bergab bzw. dann leicht bergauf los. Auch wenn man weiß dass man sich - nochmals speziell bei diesem Lauf - sich am Start nicht mitreißen lassen darf ist auch hier das Anfangstempo für so einen Lauf ein Irrsinn, da ging es kurz schon mal an eine Pace von 3:30 runter...und da überholen sie noch auf Teufel komm raus.

Apropos Überholen: das war eine meiner größten Unbekannten, ob man bei diesem Lauf überhaupt genug Möglichkeiten zum Überholen hat, da es doch den Bildern zufolge oft auf Single-Trails dahinging. Die Sorge war unbegründet, erstens lief ich in der ersten Hälfte in einer Gruppe mit genau meinem passenden Tempo mit, danach löste sich sowieso alles schon ziemlich auf bis ich zu Beginn des letzten Teils fast alleine auf weiter Flur unterwegs war, und zum Schluss eher derjenige war der noch ein paarmal überholt wurde. Und generell - es boten sich immer wieder Stellen zum Überholen und es ging auf der Strecke sehr fair und kollegial zu.

Nach ca. 2-3 km kam für mich die erste Überraschung in Form eines bereits sehr steilen Anstiegs, den meine Gruppe nur noch gehend zurücklegte. Dieser Anstieg schaute im Vorfeld laut Höhenprofil noch nicht so steil aus, ab hier war klar: laut Höhenprofil sehr steil bedeutet extrem steil; steil -> noch ziemlich steil; mäßige Steigung -> steil ;-)

Thema Gehen: nur die Spitzenläufer laufen alles, für alle anderen heißt es immer wieder mal längere oder kürzere Abschnitte zu gehen statt zu laufen. Nach den Geh-Abschnitten muss man sich manchmal überwinden wieder in den Laufschritt zu wechseln, das lohnt sich aber in jedem Fall denn nach ein paar Laufschritten ist man wieder mehr (oder manchmal weniger) "auf Zug".

Bei Kilometer 6 ist die knackigste aller Steigungen (mit Ausnahme des Schlussanstiegs) zu bewältigen, trotz Rekordpuls geht sich ein kurzer Blick nach unten aus, wo die Läufer der hinteren Startblöcke noch einige hundert Höhenmeter tiefer womöglich die ersten Qualen erleiden.

Ein sehr schöner Abschnitt, bereits mit Blick auf den Großglockner, wieder sehr kitschig, ist die Strecke am Margaritzen-Stausee, in welchen das Schmelzwasser der Pasterze fließt. Hier geht es auf einem Single Trail eher human recht schön dahin. Die Aussicht kann man aber kaum genießen denn man muss höllisch auf die Strecke achten - es ist einfach doch nur ein Wanderweg im Hochgebirge und keine asphaltierte Laufstrecke. Trotz Hitzewelle stellenweise auch nass - unvorstellbar wie herausfordernd dieser Lauf bei Regen oder gar Schnee (was auch schon vorkam) sein muss...

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Nach einem weiteren Steilstück erreicht man den Gletscher Pasterze bzw. was davon noch übrig ist. Über Stock, Stein und große Felsplatten geht es im Zick-Zack nicht allzu steil weiter. Die Herausforderung war in Sekundenbruchteilen bei jedem Eck oder Steinhaufen immer gleich den richtigen Weg zu finden, da ich in diesem Bereich kurzfristig alleine auf weiter Flur unterwegs war - die Läufer vor mir hatten mich etwas abgehängt, von hinten kam aber auch (noch) niemand nach. Für mich war das der absolut schönste Teil der Strecke, das Ziel bereits vor Augen, noch halbwegs fit und einfach diese schöne Strecke.

Wie jeder, der sich mit diesem Lauf beschäftigt aber weiß, kommt das dicke Ende - natürlich am Ende. Über hunderte Stufen geht es vom Gletscher - vorbei an der Talstation der Gletscherbahn - hinauf auf die Franz-Josefs-Höhe. Innerhalb ca. 800 Meter Distanz sind hier nochmals ca. 250 Höhenmeter zu bewältigen. Die Stimmung in diesem Bereich ist enorm - man sieht oben das Ziel, hört jedes Wort des Zielsprechers und die Anfeuerungsrufe der Fans, und die Steilstrecke wird von hunderten Zuschauern gesäumt. Für mich war hier nichts mehr drin, ich schaltete vorsichtshalber in eine Art "Wohlfühl-Modus" um den Zieleinlauf noch halbwegs genießen zu können und nicht auf den letzten Metern noch einen kapitalen Einbruch zu riskieren. Natürlich gehend. Unvorstellbar wie weit sie hier die 100 Meter-Schilder auseinander gestellt haben ;-)

In diesem letzten Abschnitt gibt es eine eigene "Gipfelstürmer-Wertung" bzw. Zeitnahme, die Spitzenläufer benötigen für diese 800 Meter ca. 8 Minuten, ich quälte mich in 13 Minuten rauf, es gab aber auch Läufer die mehr als 30 Minuten dafür benötigten.

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Schlussendlich ist nach der letzten Kurve die asphaltiert Zielgerade erreicht, bergauf, aber kaum spürbar dass es bergauf geht und man mobilisiert nochmals alle Kräfte um in einem halbwegs ansehnlichen Laufschritt durchs Ziel zu laufen. Die Uhr blieb bei 1:40:50,4 stehen. Absolut zufrieden! Gesamt-Rang 112 (von 1190 Startern), in der Klasse M40-44 Rang 22 (von 170).

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Meine Ziele - ja die hatte ich auf jeden Fall - wurden erreicht. Obwohl es schwer war vorab einschätzen zu können wo man in etwa liegt, legte ich aufgrund von bekannten Faustformeln und alten Ergebnislisten meine Ziele wie folgt fest: auf jeden Fall unter 2 Stunden finishen, ganz super wären 1:40 bis 1:45. Voila! Ganz ganz insgeheim wäre ja ein Top-100-Gesamtplatz der Übertraum gewesen, ganz so weit war ich ja dann nicht davon entfernt...

Für alle Interessierten - alle Infos gibt zum Lauf gibt es unter www.grossglocknerberglauf.at.

Wolfgang Zöchbauer-Pröll, Juli 2015

Fotos: sportograf.com 

Update 2017: bei meinem 2. Antreten bei diesem Lauf am 16.07.2017 erreichte ich dank optimaler Vorbereitung und der Erfahrung des Laufes vor 2 Jahren eine super Zeit von 1:35:35 und belegte in der Gesamtwertung den 58. Platz - und somit ein "Glockner Hero", in der Klasse M40-44 Platz 10.

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